„Verkauft er eben Waschbecken“

Erwin Kunst, Gründer von KUNe, hatte im Jahr 2014 eine Idee. Dass aus der Idee “Waschbecken zu verkaufen” am Ende ein erfolgreiches Unternehmen entsteht, ahnte anfangs noch niemand. Im Interview gibt der Oberösterreicher Einblicke in die Entstehungsgeschichte von KUNe.

Wie und wann entstand die Idee, ein Ausgussbecken zu kreieren?

Relativ pragmatisch am Ende des Hausbaus aus Eigenbedarf. Es war für mich klar, dass ich ein Ausgussbecken kaufen möchte, um sperrige oder dreckige Gegenstände abwaschen zu können. Ich begab mich also auf die Suche nach einem qualitativ hochwertigen Ausgussbecken zu einem fairen Preis. Am Markt fand ich kein Waschbecken, das meinen Anforderungen entsprach. Entweder passte das Material oder der Preis, aber nie beides. Als gelernter Konstrukteur nahm ich die Sache dann einfach in die Hand und konzipierte mein Wunschbecken kurzerhand selbst.

Es kam eines zum anderen. Immer mehr Bekannte und Freunde bekundeten Interesse an meinem Ausgussbecken. 

Relativ bald entstand so die erste „Ausgussbecken Kleinserie“, allerdings immer noch alles im familiären Rahmen. Irgendwann blieben dann ein paar Ausgussbecken übrig und ich wusste nicht, was ich damit machen sollte. Ich entschloss, sie auf Willhaben anzubieten. Sie waren sofort weg.

Zu welchem Zeitpunkt wurde dir klar, dass das private Projekt Potenzial zum Geschäftskonzept hat?

Das war zu dem Zeitpunkt, als die Nachfragen immer mehr wurden. Da wurde die Stimme in mir lauter, die sagte: „Das könnte was sein!“ Ein B2C Webshop passte zur Firmenkultur und zum Geschäftsmodell meines damaligen Arbeitgebers nicht, und so begann ich sukzessive die Idee neben meinem Brotjob umzusetzen.

Der Reiz des Neuen hatte mich sofort gepackt. Ich bastelte mir selbst eine Website und verkaufte meine Ausgussbecken online. Dass diese direkte Vermarktung im eigenen Online-Shop sowohl für die Kund:innen als auch für mich einen großen Vorteil mit sich bringt, wurde mir relativ schnell klar. Die Möglichkeit, ausgezeichnete Qualität zu einem fairen Preis anzubieten, ist einfach genial und wird durch das Wegfallen von Zwischenhändleraufschlägen möglich. Damit bekommen die Kund:innen mehr (Material, Qualität, Service …) zu einem geringeren Preis. Es ist eine reine Win-win-Situation für uns und unsere Kund:innen.

Was war das für ein Gefühl, als KUNe im Jahr 2015 ins Firmenbuch eingetragen wurde?

Anfangs merkwürdig, plötzlich hat man eine Website und ein Logo.

Alles in Eigenregie zu machen, also von der Kalkulation über den Verkauf bis hin zum Kunden-Support, war anfangs etwas ungewohnt. So richtig gefreut habe ich mich aber, als KUNe als Wort-Bild-Marke registriert wurde und ich für meine Ausgussbecken den Geschmacksmusterschutz beantragte. Da war ich schon stolz! Unsere KUNe Ausgussbecken sind in ihrer Art und Weise einzigartig am Markt und unterscheiden sich deutlich von anderen handelsüblichen Becken.

Wie reagierte damals dein Umfeld, als du mit dem Aufbau deines eigenen Business begannst?

Die Reaktion: Verkauft er eben Waschbecken nebenher. Am Anfang war es vielen noch nicht bewusst, auch mir selbst nicht, dass das etwas Großes wird. Ich glaubte aber an die Idee und an das Potenzial. Ich wusste, dass es viele Hausbesitzer:innen gibt, die nach einem Ausgussbecken suchen. Ich hatte eine neue Lösung für viele, ja für Millionen mögliche Kund:innen entwickelt. Auch heute noch sehen mich Leute erstaunt an und fragen, ob man davon leben kann, wenn sie erfahren, was ich mache.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle ganz besonders bei meiner Frau Kerstin, sie hat das alles von Anfang an mitgetragen und mir den Rücken freigehalten. Ohne ihr Verständnis und ihre Unterstützung hätte ich KUNe nicht aufbauen können. Noch dazu erblickten in dieser Aufbauphase unsere beiden Kinder Elisa und Emil das Licht der Welt. Das war im Nachhinein betrachtet eine unglaubliche Challenge. Ich werde meiner Frau für ihre Unterstützung immer dankbar sein, sie ist einfach eine taffe Frau!

Gab es in der Anfangszeit auch Zweifel?

Klar gehören Disziplin, Ernst und vielleicht auch Zweifel dazu, aber in erster Linie stand für mich immer Spiel & Spaß an der Sache im Vordergrund. Ich war daher immer relativ entspannt. Zudem hatte ich zu Beginn noch meinen Job und das Online-Business lief nebenher. Die Möglichkeit, jeden Tag etwas Neues lernen zu dürfen und dabei neue Wege zu gehen, hat mich kontinuierlich vorangetrieben.

KUNe ist für mich ein großes, buntes Arbeitsfeld mit vielseitigen Facetten, die ich jeden Tag neu entdecken darf.

Wann hast du bemerkt, dass KUNe immer erfolgreicher wird?

Als die Mitbewerber auf mein Unternehmen aufmerksam wurden. Auch große Player am Markt bemerkten unsere Präsenz. Da wurde mir bewusst, dass es vorangeht.

Wann wurde dir bewusst, dass du einen Partner an deiner Seite brauchst?

Ich hab mal den Spruch gehört „Glück ist jener Moment, wo Möglichkeit auf Bereitschaft trifft“ – und das stimmt! Ich war bereit und daher hat sich vieles wie fast von Zauberhand gefügt. Ich wusste um die Fertigungsmöglichkeiten, Normen und Lieferanten. Meine Frau arbeitete bei einem Steuerberater und kümmerte sich von Anfang an um die Buchhaltung. Dann hatte ich Glück, dass ich ein Lager für meine Waschbecken bei pro mente Oberösterreich fand.

Was mir komplett fehlte, war das Know-how der Online-Vermarktung. Glücklicherweise lehnte mich meine Wunsch-Online-Marketing-Agentur ab und leitete mich an meinen jetzigen Geschäftspartner und Online-Marketing-Experten Manuel Steinhuber weiter. Manuel war verrückt genug, um sich auf einen Spinner wie mich, der Waschbecken online verkaufen will, einzulassen. Ich war schließlich nicht der Erste am Markt und unsere Konkurrenz besteht aus China-Importware und Großkonzernen mit Milliardenumsätzen. Eine Herausforderung. Und ganz ehrlich, so sexy wirken Ausgussbecken auf den ersten Blick auch nicht.

Es gab viele glückliche Fügungen in der Entstehungsgeschichte von KUNe und dafür bin ich sehr dankbar.

Mittlerweile besteht das KUNe-Team aus sechs Personen und auch der Produkt-Katalog erweitert sich stetig. War dir von Anfang an klar, welche Produkte es auf dem Markt braucht?

Wie das Team entstanden auch die unterschiedlichen Ausgussbecken-Typen mit der Zeit. Zuerst gab es nur unsere Solidum 70er-Becken, dann kamen vermehrt andere Größen-Wünsche der Kund:innen, also nahmen wir sie im Laufe der Zeit in den Produktkatalog auf. Ich habe mich oft gefragt: Was hätte ich selbst gerne? Und so entstanden wieder neue Ideen und schließlich auch Produkte.

Ich wollte zweckmäßige, qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt bringen und das ohne die unnötigen Groß- und Zwischenhändler mit ihren Gewinnaufschlägen.

Dank meines Know-hows als Techniker wusste ich auch, was in der Produktion geht und was nicht. Das war und ist ein Vorteil.

Ungewöhnlich an KUNe ist auch, dass die Mitarbeiter:innen hauptsächlich im Home-Office arbeiten. Wie funktioniert diese moderne Arbeitsweise und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich selbst habe in meinen Jobs oft rund um die Uhr gearbeitet. Zeit für Familie und Privatleben blieb nur wenig. Mir war klar, in meinem Unternehmen will ich anders arbeiten und diese Freiheiten möchte ich auch meinen Mitarbeiter:innen ermöglichen. Klar, das können und wollen manche potenziellen Mitarbeiter:innen nicht, denn es braucht sehr viel Selbstdisziplin und genau so viel Vertrauen, aber es funktioniert!

Firmen finden aktuell nur schwer Mitarbeiter:innen, dank unserer modernen Arbeitsweise spüren wir von dieser Herausforderung glücklicherweise nichts. Ganz im Gegenteil, wir sind bei der Suche nach Mitarbeiter:innen räumlich nicht eingeschränkt und können aus einem viel größeren Talentpool auswählen. So finden wir schnell und effizient die richtigen Menschen.

Unseren Unternehmensstil würde ich als „frei“ und „auf Augenhöhe“ bezeichnen. Meine Mitarbeiter:innen sollen eigenständig und selbstdiszipliniert arbeiten, anständig verdienen und dabei ihre Arbeit und das Leben genießen. Ich möchte, dass es meinen Mitarbeiter:innen so geht wie mir. Seitdem ich mich mit KUNe selbstständig gemacht habe, empfinde ich meine Arbeit nicht mehr als Arbeit oder als Muss. Arbeit soll Spaß machen, auch wenn mal lästige Arbeiten, Ärger, Fehlentscheidungen oder unangenehme Dinge anstehen. Es gibt nichts, was man nicht ruhig, vernünftig und auf Augenhöhe lösen kann.

Wie geht es mit KUNe jetzt weiter? Was ist deine Vision für die Zukunft?

Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage, dem damit verbundenen wirtschaftlichen Ausblick und einer Pandemie ist es nicht leicht, Prognosen abzugeben. Ich bin aber ein sehr positiver Mensch und sehe in Problemen auch die Chance, daran zu wachsen und etwas für die Zukunft zu lernen. Die Zukunft sehe ich daher positiv. Wir haben eine Vision mit einem lebendigen und funktionierenden Strategieprozess und sind am Puls der Zeit und unserer Kund:innen. Wir wissen, wie wir unsere Kund:innen glücklich machen können und wir passen uns und unsere Arbeit an die Gegebenheiten an. Wenn wir das im Auge behalten, dann bin ich mir sicher, dass wir auch in Zukunft erfolgreich sind.

Unsere zielorientiert formulierte Vision lautet:
2030 hat sich der Begriff „KUNe-Becken“ als das Synonym für hochwertige Ausgussbecken / Waschtröge im DACH-Raum etabliert. KUNe-Becken werden als der anzustrebende Standard verstanden und finden sich in allen Neu-, Um- und Ausbauten wieder.

Wenn du mit einem Satz sagen müsstest, was KUNe für dich persönlich bedeutet, wie würde dieser Satz lauten?

Persönliche Entwicklung. Ich gehe täglich in mein Büro, weil ich etwas schaffen, es täglich besser machen und mich selbst weiterentwickeln möchte. Die vielen positiven Rückmeldungen unserer Kund:innen spornen mich zusätzlich jeden Tag aufs Neue an.

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